Wie die Wasserratte schon 1908 zum Maulwurf sagte: "Glaub mir, mein junger Freund, es gibt nichts, absolut gar nichts auf der ganzen Welt, das auch nur halb so viel wert wäre, wie einfach mit Booten herumzubummeln … Ob du dich davonmachst oder ob du es bleiben lässt; ob du dein Ziel erreichst oder ob du ganz woanders ankommst oder niemals irgendwo, beschäftigt bist du immer und etwas Besonderes tust du nie."


Aus "Der Wind in den Weiden", von Kenneth Grahame.


As the Water Rat said to the Mole already in 1908, "Believe me, my young friend, there is nothing – absolutely nothing – half so much worth doing as simply messing about in boats …Whether you get away, or whether you don't; whether you arrive at your destination or whether you reach somewhere else, or whether you never get anywhere at all, you're always busy, and you never do anything in particular."


From "The Wind in the Willows," by Kenneth Grahame.


Dienstag, 2. Juni 2015

Ut!recht!


Der Frühling in Holland ist dieses Jahr sehr wechselhaft: an einem Tag stürmt und regnet es wild, am nächsten beruhigt sich der Wind und scheint verhalten die Sonne. Montag ist einer dieser relativ ruhigen Tage, während der Wetterbericht für Dienstag wieder Sturm vorhersagt. So machen wir uns am Montagmorgen auf, nun endlich Utrecht zu erreichen. Immerhin sind wir für die rund 40 Kilometer von Amsterdam schon seit mehr als fünf Wochen unterwegs. Hier warten wir an der Mijndense Sluis, um von den Loosdrechter Plassen wieder auf die Vecht zu kommen.

What with solar panels and battery upgrades, as well as some urgent work and plenty of wet and windy weather, our journey to Utrecht stretched ever longer. Until yesterday.


Zwischen Loenen und Breukelen stehen einige beeindruckende Villen. Manche kokettieren mit den vorbeifahrenden Bewunderern und erlauben nur einen flüchtigen Blick auf ihr Gartenhäuschen.

Leaving the Loosdrecht lakes and returning to the Vecht, we passed some posh country homes. The kind with names. According to Simon Schama's study of Golden Age Holland, 'An Embarrassment of Riches,' the houses along this stretch of the river have long ignored the sobriety typical of Dutch Calvinist-bred minimalism. In other words, if you've got it, flaunt it. From the river sometimes all we could catch a glimpse of was a graceful gazebo.


Obwohl an diesem trüben Montag nicht viel Verkehr herrscht auf der Vecht, öffnen sich die meisten Brücken bei unserem Erscheinen unverzüglich. Wieder einmal staunen wir über den Service, den die Holländer so selbstverständlich und grosszügig anbieten: Nur ganz vereinzelt muss man für die Durchfahrt einer Brücke oder Schleuse etwas bezahlen.

Another lift bridge. Old-fashioned design, no fuss operation -- we arrive, they open, silent mechanicals and all free of charge.

In diesem Schloss aus dem 13. Jahrhundert ist eine Elite-Wirtschaftsuni untergebracht. Es ist die einzige private Universität der Niederlande, gegründet von Multis wie Shell, Philips und Unilever. Die üppige Umgebung soll die zukünftigen Manager wohl schon früh mit den Fallstricken vertraut machen, die Macht mit sich bringt.

The former playpen of some slightly delusional aristo -- is that moat serious? -- this great big pile of chateau is now home to Holland's only private university, evidently. Funded by the big Dutch multis like Philips and Unilever, it's dedicated to the study of a psudoscientific cult called Business. The setting suggests tomorrow's business leaders should learn to get comfortable with the trappings of power.


Käptn' Roy geniesst die Fahrt leicht gelangweilt: auf der Vecht beträgt die Höchstgeschwindigkeit 6 km/h, was die Radfahrer am Ufer wie Rennfahrer erscheinen lässt.

The Vecht was quiet and Roy seems reflective here. Probably wondering whether the beer's cool enough.


Dafür wird die Idylle hier nicht durch vorbeiflitzende Rennboote gestört.

Lovely old farmstead.



Eine weitere magische Brückenöffnung, diesmal bei der Einfahrt nach Maarsen. Der Brückenmeister liebt es offenbar dekoriert.

We snake through Maarsen. Looks attractive but we're heading to Utrecht today. Nio detours. The weather should turn worse tomorrow and we want to get braced in before the wind starts to blow.


Nüchterner sieht es am anderen Ende von Maarsen aus.

Thank you for passing through Maarsen.



Weiter geht es mit der Brücke in Oud-Zuilen. Viele dieser alten Brücken werden übrigens noch von Hand betrieben, durch das Drehen eines mächtigen Rades nämlich, wodurch die Brücke hochgezogen wird.

The next bridge, in Oud (Old) Zuilen means we're getting close.


Kurz nach Oud-Zuilen beginnt die Agglomeration von Utrecht.

These houseboats are in fact on the outskirts of Utrecht.


Das brütende Taucherli vor dem Fenster dieser Hausbootkatze steht unter scharfer Beobachtung.

The coot enjoys a fine nest and the cat enjoys the view.


Diese Brücke lässt uns an ein riesiges Insekt denken.

Nice, insectival bridge.


Vorfreude herrscht.

The beauty on the prow.


Roy streckt seine Beine. Die Brücke im Hintergrund bietet 4 Meter Durchfahrtshöhe und lässt sich nicht öffnen. Für höhere Boote endet hier der Weg nach Utrecht.

Roy stretch his legs.


Dann sind wir auf der Zielgeraden; im Hintergrund winkt die Utrechter Kathedrale.

Getting to the bottom of the Vecht, with Utrecht's catheral in view.



Das letzte Hindernis vor unserem Zielhafen ist die Weerdsluis. Sie öffnet sich bei unserer Anfahrt und wir rauschen hinein.

Into the Weerd Lock, after this bridge. Our route planning software, PC-Navigo, says this is as far as we can go given our height and the clearances of Utrecht's many fixed bridges.


In einer Schleuse gibt es immer genügend Zeit für Fotos ...

A lock is always a good photo-op.


... und für Schwätzchen mit Passanten. Hier flirtet Roy mit einem Rauhaardackel und seinem Frauchen.

Roy chats up a wire-haired Dachshund and its owner while we wait for the water to rise.


Der Hafen, in den wir schliesslich einfahren, befindet sich unmittelbar nach der Schleuse. Zuerst legen wir wie die anderen Boote der Mauer entlang an. Das ist unsere bevorzugte Parkierlage, macht den Ein- und Ausstieg für die Hunde einfach. Doch dann bittet der Hafenmeister alle, sich querzulegen, um mehr Platz zu schaffen. Wir drehen die Plan B ohne Motoren, mit Hilfe eines Seils am Bug und dem Wind, der uns in die gewünschte Richtung dreht. Dieses elegante Manöver haben wir von Andy gelernt und inzwischen mehrfach ausprobiert. Es gelingt so gut, dass unsere Nachbarin uns bittet, ihr beim Drehen ihres Bootes zu helfen ... 

Out of the lock, we zipped around the corner and tied up. First we moored along the wall, but the harbor guy asked us to moor perpendicular to the pier, which then we did, without engines. Just a rope on the bow and letting the wind swing us around. Nice. This was a maneuver we wouldn't have dared, or even thought of, before coming under Andy's tutelege, by the way. Worked flawlessly and won us some quiet recognition from our neighbors. Utrecht is small and walkable. These moorings are perfect for a few nights. More to come.