Wie die Wasserratte schon 1908 zum Maulwurf sagte: "Glaub mir, mein junger Freund, es gibt nichts, absolut gar nichts auf der ganzen Welt, das auch nur halb so viel wert wäre, wie einfach mit Booten herumzubummeln … Ob du dich davonmachst oder ob du es bleiben lässt; ob du dein Ziel erreichst oder ob du ganz woanders ankommst oder niemals irgendwo, beschäftigt bist du immer und etwas Besonderes tust du nie."
Aus "Der Wind in den Weiden", von Kenneth Grahame.
As the Water Rat said to the Mole already in 1908, "Believe me, my young friend, there is nothing – absolutely nothing – half so much worth doing as simply messing about in boats …Whether you get away, or whether you don't; whether you arrive at your destination or whether you reach somewhere else, or whether you never get anywhere at all, you're always busy, and you never do anything in particular."
From "The Wind in the Willows," by Kenneth Grahame.
Donnerstag, 28. Februar 2019
Rhône 4
Wir haben in Valence einen fahrfreien Tag eingelegt. Roy hatte eine dringende Arbeit zu erledigen, und ich habe in die Zeit genutzt, um Wäsche zu waschen und einzukaufen. Wir haben alle unsere elektrischen Geräte aufgeladen, und vor der Abfahrt füllt Roy noch unseren Wassertank. Diesel hatten wir schon bei unserer Ankunft getankt, und damit sind alle Speicher wieder voll. Ein befriedigendes Gefühl!
We spent two nights in Valence. We know the port and the surroundings from last year and we used our time well. It was good to be back on grid so we could charge all our devices, etc., plus restock the larder and do a couple of loads of laundry. I had an urgent translation to do as well, so all in all Valence was a high-efficiency stop.
Während wir mit den Abfahrtsvorbereitungen beschäftigt sind, erscheinen am anderen Ufer Hervé, Fifi und Fanny! Adieu, Rv, à la prochaine!
As we were preparing to leave, across the harbor there was Hervé, snapping the next photo.
Fifi und Fanny posieren, im Hintergrund Plan B. Das Boot direkt neben uns ist die Evergreen; sie gehört einem Einhandsegler aus Berlin, der sich hier gerade auf den Weg zum Bootslift macht, um einen Schaden an seinem Propeller zu untersuchen, den er sich beim Ankern geholt hatte, wobei er auf Grund gelaufen war. Wir wünschten, dass wie mehr Zeit gehabt hätten, uns mit ihm zu unterhalten; auf jeden Fall wünschen wir Othmar alles Gute und hoffen, dass er seine Reise nach Süden bald wieder aufnehmen kann.
Beauties! La Fifi et la Fanny, Hervé's happy companions, with Plan B in the background. The boat at our bow, the Evergreen, belongs to a lone sailor from Berlin, Othmar, who as we left was going to the boat lift to assess the damage to his prop, having run onto the rocks that line the Rhône. We only chatted a bit (we were both so busy) but he was an interesting fellow and we hope his journey resumes without much trouble.
Als wir den Hafen verlassen, rauscht ein Lastkahn an uns vorbei. Wir schaffen es mit Mühe und Not und hohem Dieselverbrauch, an ihm dran zu bleiben, denn im Schlepptau eines Berufsschiffs kommt man immer ruckzuck durch die Schleusen.
As we left the harbor, a freighter came by, heading our way, upstream. We tucked in behind him and, with considerable effort and diesel consumption, managed to stay close enough to get through the lock with him.
Die Weinberge sind noch kahl, aber an manchen Bäumen zeigt sich schon das erste zarte Grün.
The vineyards are bare but blushes of green are appearing.
Am Ufer der Rhône gibt es so viele schöne Städtchen. Leider haben die wenigsten von ihnen Anlegestellen für Kleinboote und müssen deshalb von uns unbesucht bleiben.
There are some very attractive towns on the Rhône but unfortunately many of them are unreachable by boat. Oh well, they are still inspiring.
Ohne Frage: die Schweizer beherrschen den Flusskreuzfahrtsmarkt.
Swiss-flagged ships dominate the hotel boat market here in France. Must be a combination of reasons for this: traditional Swiss hotel efficiency, a prosperous home market for sales and no doubt some kind of sweetheart tax breaks for the big bucks that such an operation requires.
Die grün-weisse Bake markiert den Tisch des Königs, einen Felsen mitten im Fluss, wo angeblich König Louis auf seinem Weg nach Aigues-Mortes vor einigen hundert Jahren sein Mittagessen einnahm. Na klar.
That striped pole marks the King's Table, where King/Saint Louis dined on his way to Aigues-Mortes eight hundred years ago. Sure.
Kurz vor der Schleuse legen wir einen Spurt ein und schaffen es tatsächlich, dort anzukommen, bevor die Tore sich hinter dem bereits erwähnten Frachter schliessen. Der Schleusenwärter fordert uns auf, in die Kammer einzufahren, aber es gibt keinen Platz; das Heck der Occitania liegt direkt vor dem Tor. Wir kontaktieren wieder den Schleusenwärter und erklären ihm die Lage, worauf er meint, dann müssten wir eben warten. Frust. Diese Schleusen sind tief, sie zu füllen und wieder zu leeren dauert ewig! Zwei Minuten später ruft uns der Schleusenwärter wieder an (via Funk) und sagt, wir sollten jetzt doch in die Schleuse einfahren; offenbar geruhte der Frachterkapitän, ein paar Meter vorzurücken.
We did indeed catch up with the freighter at the lock but then the theater began. All the locks on the Rhône are 195 meters long so there was plenty of room theoretically but the Occitania tied up at the back of the chamber, leaving us no room. When we contacted lock-keeper with this news he apologized and said we couldn't enter the lock. Grrr. Two minutes later, he called back (on the VHF radio) and said we should enter the lock. We guess he had a chat with the Occitania's pilot because the barge untied and moved forward enough for us to get in.
Wir treffen die Occitania wieder in der nächsten Schleuse, und diesmal macht der Kapitän sofort für uns Platz. :-)
We met him again in another lock and this time he made room for us from the start. Harupmph!
In Andancette (dem kleinen Nachbarn von Andance am anderen Ufer) gibt es einen Ponton, an dem wir einen Pipihalt für Neira einlegen. Wir sind sicher, dass sie sich an unseren Halt hier im letzten September erinnert; sie steuert jedenfalls ohne zu zögern auf die Bootsrampe zu.
We stopped in Andancette to give Neira an outing and by golly I'm convinced she remembered the place from last September.
Dann gehts weiter; diesmal schliessen wir uns einem Flusskreuzfahrtschiff an, das natürlich unter Schweizer Fahne fährt (obwohl die Fahne noch nicht gehisst ist; wir vermuten, dass das Schiff irgendwo hin verschoben wird). Die Schleusen auf der Rhône sind zwölf Meter breit; das Kreuzfahrtschiff passt haarscharf hinein. Übrigens sind wir hier auf 143 Meter über Meer, sind also seit unserer Abfahrt in Aigues-Mortes ganz schön aufgestiegen.
Then we tucked in behind another Swiss hotel boat through the next lock. We guessed this boat was being delivered to its home harbor to get ready for the season. The Rhône locks are 12 meters wide and this boat needed every bit of width. The marker on the wall indicates the height above sea level; we have risen quite a lot since our departure!
Idyllische Weinbausdörfer am einen Ufer, Industrie am anderen.
Wine on one shore; industry on the other.
Wir erreichen den Hafen von Les-Roches-de-Condrieu mit den letzten Sonnenstrahlen. Wir hatten gehofft, heute bis hierher zu gelangen, aber wie schnell man auf dem Wasser voran kommt, hängt wesentlich davon ab, wie schnell man durch die Schleusen kommt. Heute hatten wir Glück, und sind durch alle drei Schleusen mit einem Berufsschiff geschlüpft. Morgen gehts weiter nach Lyon.
We pulled into the harbor at Les-Roches-de-Condrieu as the light was fading. It was a long day, over 70 km, but it went well. We had hoped to reach this harbor but of course all depended on how quickly we got through the locks. As it happened, we had a lot of luck, always meeting a big ship at the three locks, so we could slip right in with them. Good stuff.