Wie die Wasserratte schon 1908 zum Maulwurf sagte: "Glaub mir, mein junger Freund, es gibt nichts, absolut gar nichts auf der ganzen Welt, das auch nur halb so viel wert wäre, wie einfach mit Booten herumzubummeln … Ob du dich davonmachst oder ob du es bleiben lässt; ob du dein Ziel erreichst oder ob du ganz woanders ankommst oder niemals irgendwo, beschäftigt bist du immer und etwas Besonderes tust du nie."


Aus "Der Wind in den Weiden", von Kenneth Grahame.


As the Water Rat said to the Mole already in 1908, "Believe me, my young friend, there is nothing – absolutely nothing – half so much worth doing as simply messing about in boats …Whether you get away, or whether you don't; whether you arrive at your destination or whether you reach somewhere else, or whether you never get anywhere at all, you're always busy, and you never do anything in particular."


From "The Wind in the Willows," by Kenneth Grahame.


Montag, 3. September 2018

Rhône 5

Viviers  l'Ardoise; 51 km, 2 locks, 5 engine hours.
Heute fahren wir bei Mistral in die Provence ein, durchqueren eine dreiundzwanzig Meter tiefe Schleuse, und gelangen in einen Hafen, in dem es ausser einem funktionierenden Wifi nicht viel gibt.

With the Mistral, the powerful wind out of the north, at our backs, we descend the deepest lock yet, 23 meters, and tie up in another decrepit harbor but with one notable redeeming feature---a bangin' wifi network.
Hoch über Viviers thront auf einem Felssporn die Statue des Erzengels Michael. Er bewacht die Einfahrt in die Schlucht von Donzère, einer früher von den Flussschiffern gefürchteten Passage.

That's the bellicose Archangel Michael, leader of the army of God, high above Vivers. It seems the statue was erected after WWII in gratitude for Michael's protection, since the town was spared the bombings that destroyed so much of Europe's architectural heritage.

Am linken Ufer eine senkrechte Felswand, auf der rechten Seite einzelne Bergspitzen; am anderen Ende der Schlucht beginnt die Provence. Man beachte auch die Wasseroberfläche – es bläst der Mistral, ein in dieser Gegend häufiger Nordwind.

Cliffs on the left, mountains on the right. Provence begins at the end of this gorge. By the way, note the surface of the water. That mistral is a pushy beast.
Pont TGV de la Garde-Adhèmar.
Wir nähern uns dem riesigen Industriekomplex von Pierrelatte, wo unter anderem angereichertes Uranium hergestellt wird. Wir fahren so schnell wie möglich durch, aber sogar solche Industrieanlagen haben bei blauem Himmel eine gewisse Schönheit ...

We pass the industrial zone of Pierrelatte as quickly as possible. After all, this is where France produces its enriched uranium.




Dann kommen wir zur Schleuse von Bollène. Wir müssen auf die Öffnung warten und legen am dafür vorgesehenen Steg an. Der Mistral heult, und ich mache mir Sorgen, wie wir von diesem Steg wieder wegkommen! Am Ende schaffen wir es, knapp, mit viel Motorenkraft und etwas Glück.

The Bollène lock is the deep one, 23 meters. We had to wait so we tied up to the pontoon set aside for pleasure boats. The wind was howlin'. Leaving the pontoon unscathed when the lock opened required power, skill and maybe even a little luck. In any case, we did it!
Dieser Look ist bekannt unter dem Namen Mistral-Frisur.

I think Aila's hairdresser calls this look la Mistral....
Bei ihrer Fertigstellung 1952 war die Écluse Bollène die tiefste Schleuse Europas, sie hat ein Gefälle von dreiundzwanzig Metern.

Opened in 1952, Bollène was then the deepest lock in Europe.
Nachdem wir zweimal per Lautsprecher dazu aufgefordert werden (das erste Mal verstehen wir wegen dem Quietschen der Schwimmpoller kein Wort), wissen wir nun, dass in den Schleusen alle Crewmitglieder eine Schwimmweste tragen müssen, egal, ob sie an Deck rumklettern, oder nicht.

I was told to put on my life vest even though I was on the bridge. I didn't mind. If something were to happen that required me to go out on the gunwhales, it's better to be ready.
Neira trägt keine Weste. Trotzdem mag sie Schleusen prinzipiell nicht.

Neira abides, but locks are not her favorite thing. 
Schon nach etwa zehn Minuten öffnet sich das riesige Tor in die Freiheit.

After about ten minutes, we were free to go. 
Wenn man von Süden kommt, sieht man auch das mit der Schleuse verbundene Wasserkraftwerk; die Einfahrt zur Schleuse ist ganz rechts im Bild, ein gelbes Boot fährt soeben hinein.

Here's the power plant at the Bollène lock. Mighty impressive. The yellow barge at the right is entering the lock that we've just vacated.
Hier fahren wir eigentlich nicht auf der Rhône, sondern auf dem Kanal de Donzère-Mondragon. Er ist Teil der Wasserkraftwerk- und Schleusenanlage, und ausserdem wird sein Wasser für die Zu- und Ableitung des Kühlwassers des Kraftwerks bei Pierrelatte gebraucht.

Here we're not actually on the Rhône but on the Donzère-Mondragon Canal that's part of the lock and power plant system.
Zurück auf der Rhône, wo die Skyline mehr nach unserem Geschmack ist. Am Horizont das Château de Montfaucon.

Back on the Rhône, things are looking better. On the horizon Château de Montfaucon, another Rhône winemaker.
Der Mistral bläst mit über dreissig Stundenkilometern, genau richtig zum surfen.

Surf's up! With gusts over 30 km/h, the mistral is doing its best to hurry us along.
Saint-Étienne-des-Sorts, wo es einen Schwimmsteg gibt. Bei Mistral ist diese Anlegestelle allerdings nicht zu empfehlen.

The books say you can tie up on this pontoon in Saint-Étienne-des-Sorts but with that wind, we'll skip it, thanks.
Wir fahren weiter, bis wir nach einer weiteren Schleuse zu einer Abzweigung kommen, die ins Industriegebiet l'Ardoise führt. Dort gibt es im Stausee hinter dem Wehr, das die Rhône vom Zuleitungskanal zur Schleuse abriegelt, einen kleinen Hafen. Man sieht das Wehr ganz rechts in Bild; in der Mitte liegt der Hafen.

After another lock, we circle around a headland and enter a side arm of the Rhône. At the end there's the small harbor of l'Ardoise. It's a bit sheltered from the mistral and totally away from barge traffic so it's a good place for a stop.
Ausser Industrie gibt es in Ardoise nichts. Dafür hat der Hafen ein gut funktionierendes Wifi, und die Hafenmeisterin bringt auf Wunsch Brot und andere Lebensmittel, wenn sie einkaufen geht.

Other than a big cement plant, there's nothing in Ardoise. But the harbor has a robust wifi network, which compensates for a lot of its deficits. And the harbor mistress will buy you bread if you want. Life can be so simple: fresh bread and a good network. Yeah!
Badestellen für Neira gibt es auch; am linken Bildrand ausserdem eines der 'vergessenen Boote Frankreichs'.

Our first explorations led us to this uninviting bathing option for Neira. We found a better spot later.
Das Wehr.

The weir. 
Jemand im Hafen hat sich diese etwas markabere Installation ausgedacht. Hier werden wir bleiben, bis der Mistral ausgeblasen hat.

A bit of fun in the harbor. It needs it.