Wie die Wasserratte schon 1908 zum Maulwurf sagte: "Glaub mir, mein junger Freund, es gibt nichts, absolut gar nichts auf der ganzen Welt, das auch nur halb so viel wert wäre, wie einfach mit Booten herumzubummeln … Ob du dich davonmachst oder ob du es bleiben lässt; ob du dein Ziel erreichst oder ob du ganz woanders ankommst oder niemals irgendwo, beschäftigt bist du immer und etwas Besonderes tust du nie."


Aus "Der Wind in den Weiden", von Kenneth Grahame.


As the Water Rat said to the Mole already in 1908, "Believe me, my young friend, there is nothing – absolutely nothing – half so much worth doing as simply messing about in boats …Whether you get away, or whether you don't; whether you arrive at your destination or whether you reach somewhere else, or whether you never get anywhere at all, you're always busy, and you never do anything in particular."


From "The Wind in the Willows," by Kenneth Grahame.


Freitag, 31. Mai 2019

Rhein – Waal – Maas

Tolkamer – Grave; 45 km, 1 lock, 4 engine hours.
Heute verlassen wir den Rhein und passieren wieder einmal eine Schleuse.

We passed through the first lock in weeks, with the happy consequence of escaping the Rhine's relentless pounding. And we taste some old favorites in this land of fried delights.
Kurz nach dem Hafen von Tolkamer verzweigt sich der Rhein in zwei grosse Arme, die beide in die Nordsee münden. Rechts gehts auf dem Pannerdens-Kanal zum Nederrijn, links gehts auf den Waal.

We bore left and entered the Waal, one of several branches the Rhine takes as it heads to the North Sea. 
Bald nach der Abzweigung passieren wir Nijmegen.

We passed Nijmegen on the way. 
Der Schiffsverkehr auf dem Waal ist der gleiche wir auf dem Rhein – eigentlich ist der Waal der Rhein, zumindest zwei Drittel davon; der andere Drittel ist eben der Nederrijn. (In den Niederlanden ist alles, was mit Wasser zu tun hat, kompliziert. So bleibt der Waal nicht bis zur Nordsee der Waal, sondern wird beim Zusammenfluss mit der Maas zur Boven Merwede. Auch der Nederrijn ändert seinen Namen; er wird, bevor er die Nordsee erreicht, zum Lek.)

The Dutch have the quaint practice of applying different names to sections of a single waterway. Thus the Waal is, in fact, the Rhine. We will encounter, as other rivers join the stream, other regional names for these waters --- the Maas, the Boven Merwede, the Lek and the Lower Rhine. We're entering the Rhine delta and every region makes its claim.
Brug De Oversteek.
Abzweigung vom Waal in den Waal-Mass-Kanal.
Plenty of traffic to keep us on our toes today, and to stir up the river, too.
Die Wasserverkehrszentrale in Nijmegen sitzt in einem tollen Gebäude!

This striking building is the water traffic control station for Nijmegen.
Dann geht's durch die Schleuse Weurt, weg von der Schnellstrasse und rein in die Idylle des niederländischen Kanalsystems.

We had to wait a bit to enter this lock ... 
Aaahh! So ruhig.

... but the results were worth it: smooth, smooth water after weeks thumping. Bring it on!
Abzweigung in die Maas.
Nachdem wir wochenlang kaum andere Sportboot gesichtet haben, treffen wir hier auf typisch niederländischen Wochenendeverkehr: ein Spassboot nach dem anderen.

After months with only rare sightings of other pleasure boats, we ran into typical Dutch holiday traffic.
Sie biegen alle ab in ein Seengebiet, wo es verschiedene Häfen gibt und man auch ankern kann.
Wir hingegen fahren weiter ...
... und biegen einige Kilometer weiter in den Jachthafen der kleinen Stadt Grave ein.
Im Gegensatz zu all unseren Übernachtungen der letzten Monate, haben wir diesen Halt nicht geplant, sondern einfach irgend einen der vielen, vielen Häfen ausgewählt, die am Weg liegen. Wie fast immer in den Niederlanden, befindet er sich nah am Stadtzentrum. Das Schifferleben in Holland ist so einfach!

Since we've never been on this stretch, we didn't know what to expect from the numerous harbors along the way. We made one fundamental choice: avoid the old gravel bed lakes, which, over this long weekend, were likely to be filled with families, which naturally include kids, teens and ... noise. We pulled into the harbor of the small city of Grave (say: Grah-vey) and were very pleased to see boats occupied by sedate adults, like us! Quiet. 
Nach einem kleinen Spaziergang für Neira finden wir eine hübsche Terrasse mit Blick auf die Maas.

After tying up, we went on walking tour and found a riverside pub, just the place to help us ease back into Holland.
Neira ist glücklich, wieder festen Boden unter den Pfoten zu haben.

Neira was glad to be on terra very firma ...
Und wir feiern unsere Rückkehr nach Holland mit einem typisch hiesigen Mahl bestehend aus (frittierten) Kroketten, (frittierten) Bitterballen und einem Bierje.

... and Aila and I satisfied our yearning for Dutch soul food in the form of Krokette and Bitterballe. Don't ask what manner of meat they use, but they're fried like hell to create a thick crust that's so good you don't care what's in them. We can say we're back in Holland now!

Mittwoch, 29. Mai 2019

Rhein 15

Wesel – Tolkamer; 49 km, 0 locks, 3 engine hours.
Viel Wind, viel Verkehr, viele Wellen heute auf dem Rhein. Wir erreichen die Niederlande, wo unsere nautischen Abenteuer vor mehr als fünf Jahren begannen.

Another short but turbulent run on the windy Rhine, this time taking us into the Netherlands, where Plan B's adventures began.
Die Ausfahrt aus dem Hafen Wesel ist etwas unübersichtlich. Ich mache den Ausguck und melde 'viel Betrieb!'

What can I say?
Tatsächlich landen wir sofort mitten im Stossverkehr.

Plenty of traffic.
Zudem dräut ein Sturm über dem Rhein.

Glowering skies.
Das Wasser ist noch immer hoch und die Strömung stark. Wir flitzen mit fast 22 km/h flussabwärts.

The water is still high so we slid downstream at 22 km/h.
Bei Rheinkilometer 837 passieren wir Rees mit dem Mühleturm, einem Rest des Bollwerks von 1470.
Vor der Quaimauer von Rees dümpelt Anita, das alte Wrack.
Der Nordwind peitscht das Wasser des Rheins auf und die entgegenkommenden Frachtschiffe senden ihre Heckwellen in die entgegengesetze Richtung. Wir fühlen uns wie auf hoher See. Aus Rücksicht auf Neiras Gefühle mache ich heute kein Foto von ihr.

Maybe this photo conveys the Rhine's rough roll. The right (wrong) combination of traffic and wind makes us feel like we're at sea. We've discovered that if we accelerate and get Plan B's nose out of the water, the rocking and pitching diminishes. This explains why almost all the pleasure boats on the Rhine have semi-displacement hulls, like ours, and not the squat bottoms of canal cruisers. Gotta fly to survive out here.


Emmerich, die letzte Stadt vor der niederländischen Grenze.

Emmerich, the last town in Germany.
Nach gut drei Stunden kommt Erlösung in Form der Einfahrt zum Bijland-Plas in Sicht.

After three hours, we turn into the Bijland lake. 
Im Bijland-See gibt es einen Hafen, in dem wir für heute Halt machen.
Wie aus der Grösse des Hafens sofort ersichtlich ist, sind wir wieder in den Niederlanden!

Entering the Bijland Marina, just across the Dutch border. Whoopee!
Unser Hafen befindet sich im Ort Tolkamer. Hier mussten die Schiffer, die die deutsch-niederländische Grenze passieren wollten, bis 1993 ihre Waren deklarieren und dafür Zoll (tol) bezahlen. Seitdem ist Handel in dem Ort im Niedergang begriffen. Für den Hafen gilt dies allerdings nicht, viele Deutsche haben hier ihre Boote liegen.

Only three hours, but the Rhine is wearying. We're glad to be tied up.
Neira mag den Rhein nicht und ist zur Zeit nicht besonders glücklich. Doch sobald sie eine Pfote an Land setzt, ist ihre Welt wieder in Ordnung.

Rhine maiden Neira takes her ritual dip after a day's tour.
Hallo Holland, wo die Radwege die Schönsten sind.

This is a bicycle track in Holland. They do it right!
Auf unserem Spaziergang finden wir diesen Fischer- und Bootsladen, wo sie auch Glace verkaufen.

Felt like upstate NY in 1970, this fishing tackle shop we encountered on our walk.
In diesem Grenzgebiet tobte der Zweite Weltkrieg besonders grausam. Zum Ende des Krieges fand hier eine der grössten Luftlandeoperation der Geschichte statt. Damals wütete im Luftraum ein erbitterter Kampf zwischen deutschen und britischen Bombern. Über 6000 alliierte und deutsche Flugzeuge fanden samt ihren Besatzungen ihr Ende. Eines davon stürzte über Tolkamer ab; die Gebeine der jungen Briten und Kanadier liegen heute in einem berührenden kleinen Friedhof am Rheinufer. Etwas zur Seite gerückt liegt ausserdem das Trab von Elke Winterscheid, vielleicht einem der vielen zivilen Opfer des Kriegsroulettes?

A small but moving WW 2 grave site for the Anglo-Canadian crew of a plane downed nearby.

Montag, 27. Mai 2019

Rhein 14

Düsseldorf – Wesel; 73 km, 0 locks, 4 engine hours.
Weiter geht's rheinabwärts, 73 km durch Deutschlands russigste Industriezone.

Surfing down the Rhine a heady 73 km through the sooty heart of Germany's heavy industries.
Doch zuerst fahren wir noch an der Düsseldorfer Rheinpromenade vorbei, der städtischen Passeggiata-und Festzone.

But first we glide past Düsseldorf's Rhine Promenade. Good town.
Dann geht's los; der Hafen von Krefeld.

Next, we pass the harbor of Krefeld. No promenade there, just vast industrial infrastructure.






Der Pegel von Duisburg-Ruhrort.

The Rhine's water level is given on the digital display. Don't know what the towers do or did.
Industrie-Maibaum.

Industrial Maypole.


Kurz bevor wir ins Hafengebiet von Duisburg gelangen – den grössten Binnenhafen Europas – hängen wir uns ans Heck des Frachters Bolero. Der fährt zwar etwas langsamer, als wir uns das wünschen würden; dafür führt er uns in der nächsten halben Stunde sicher durch den dichten Hafenverkehr von Duisburg.

We caught up with a freighter, the Bolero, just before Duisburg, which is the largest inland port in Europe. Bolero went a little slower than we might have wished --- 18 vs. 20 km/h -- but we were content to let it clear the path for us through some heavy traffic.



Leichter vor Anker auf der Reede. Ihre Ladung wurde hier auf kleinere Schiffe umgeladen, nun warten sie auf ihre nächse Fracht. Leichter haben keinen eigenen Antrieb, sondern werden, zwei, drei oder vier auf's Mal, von einem Schubschiff fortbewegt.

We passed several of these tubs today. They have no motors. They're just big bins to be pushed or pulled by motorized craft. Sometimes whole trains of the them are underway, three or four at a time. 


Die Landschaft wird hier schon langsam niederländisch, inklusive der Kühe!

The landscape has flattened; we're almost in the Netherlands, after all. And cows along the waterway will be a common site once we cross the border.
Einfahrt in den Hafen von Wesel. Dies dürfte vorerst unser letzter Halt in Deutschland sein: morgen werden wir bereits in den Niederlanden übernachten. Wir sind etwas geschockt als wir feststellen, dass wir nach dreimonatiger Fahrt nur noch einige Tage von Tholen entfernt sind, dem Ziel dieser Reiseetappe.

We hung a right turn, pushed the throttle to the fore and entered the harbor of Wesel, probably our last stop in Germany, at least for a while. We're somewhat shocked to realize that, after three months, we're just a few days from our goal for this leg, Tholen, in Holland's Zeeland province. 

Der Hafen von Wesel hat für seine Schildkröten extra eine kleine Sonnenterrasse gebaut.

These turtles have their own spa in this harbor.
Neira beim Bade. Im Hintergrund die Überreste der im zweiten Weltkrieg gesprengten Eisenbahnbrücke, und dahinter die moderne Autobrücke.

Wesel is probably the best harbor ever, three stars plus, if you're a dog. A short walk to idyllic bathing opportunities and one of the very few explicitly leash-free dog zones we've seen on this trip.
Beim Spazieren (in der Hundeauslaufzone, die direkt beim Hafen von Wesel liegt) sichten wir diesen Schubverband; ein Frachter schiebt drei Leichter stromaufwärts. Die Heckwelle, siehe das Foto unten, ist enorm. Wir sind froh, das Ding vom sicheren Ufer aus betrachten zu können!

On our way back to the boat, we saw this impressive barge train. Three fully loaded tubs being propelled by a hellaciously powerful pusher. The photo below shows the roiling wake this beast left behind it. We were glad to see it from land and not from Plan B.