Calypso,
die Versteckte: sie ist die Nymphe, die allein auf der unbewohnten Insel Ogygia
wohnt. Nicht irgendwo liegt diese Insel, sondern am Ende der Welt – riesige
Wassermassen trennen sie von den Sterblichen. Ein einsames Leben führt sie
also, die Calypso. Kaum erstaunlich, dass sie sich in den Erstbesten verliebt,
der des Weges kommt. Das ist Odysseus, der auf der Heimreise aus dem
trojanischen Krieg Schiffbruch erleidet und, als einziger Überlebender des
Unglücks, auf Calypsos Insel strandet. Die einsame Nymphe will den Helden
danach verständlicherweise nicht mehr ziehen lassen, jahrelang hält sie ihn auf
ihrer Insel fest. Erst auf Befehl des Zeus versorgt sie ihn mit Baumaterial für
ein Floss, damit er sich endlich auf den Heimweg machen kann.
Leider
lassen die griechischen Mythen offen, warum Calypso so allein auf
einer Insel lebt. Vielleicht ist diese Frage zu modern – als Nymphe ist Calypso
ein Naturgeist, der auf Ogygia wohnt, und damit Basta. Manche Forscher betrachten
sie als Göttin des Todes, gar als Personifikation des Todes, also als den Tod
selbst. Ihr Name, der von kalyptein kommt, dem griechischen Wort für verbergen,
scheint darauf hinzuweisen.
Auch Calypsos
Abstammung ist nicht eindeutig geklärt. Manche sehen sie als Tochter des
Titanen Atlas mit einer unbekannten Göttin an, manche als Tochter der Meeresgötter
Okeanos und Thetys. Letztere Eltern würden Calypsos Beliebtheit als Name für
Schiffe und Boote erklären. Jacques Cousteau war ein Vertreter dieser Herkunft,
er benannte sein Forschungsschiff nach der einsamen Nymphe.