Sie beflügeln die Phantasie seit tausenden von Jahren, die Amazonen. Im 8. vorchristlichen Jahrhundert setzte sie Homer in seiner Ilias als bekannt voraus, also gab es sie schon vor dieser Zeit. Ihr Name soll sich nach einer gängigen Theorie von a-mazos herleiten, das bedeutet 'brustlos'. Damit sie ihnen beim Bogenschiessen nicht in die Quere kommen, so die phantasievolle Erklärung, sollen sich die Amazonen die rechte Brust abgeschnitten haben. Allerdings wurden sie auf griechischen Abbildungen gewöhnlich zweibrüstig (und unverhüllt) dargestellt. Falls der Name tatsächlich auf a-mazos beruht, dann eher, weil sie ihren Babys nicht die Brust gaben, wie es der Gelehrte Philostratos berichtete.
Vermutlich geht der Amazonenmythos auf mutterrechtlich organisierte und von Frauen regierte Völker zurück, denen die Griechen um das Jahr 1000 v. Chr. begegneten. Sie dürften im Kaukasus und in den eurasischen Steppen gelebt haben, denn dort wurden zahlreiche Gräber von Kriegerinnen gefunden.
Wie von kriegsführenden Frauen nicht anders zu erwarten, beschrieben die griechischen Sagen die Amazonen als brutal, aggressiv und kriegslüstern. Sie sollen dennoch einige noble Individuen hervorgebracht haben, zum Beispiel Penthesilea, von der Homer berichtet, dass sie mit ihren Kriegerinnen den schwer bedrängten Trojanern zu Hilfe kam. Derweilen besass Penthesileas Schwester Hippolyta einen magischen Gürtel, den der Held Herakles zu stehlen suchte. Dabei tötete er Hippolyta; ihre Amazonenkriegerinnen aber waren von dem Helden dermassen angetan, dass sie ihm Hippolytas Gürtel gleich schenkten.