Mittwoch, 20. Juli 2016

Die Antike Lebt – C wie Calypso

Calypso, die Versteckte: sie ist die Nymphe, die allein auf der unbewohnten Insel Ogygia wohnt. Nicht irgendwo liegt diese Insel, sondern am Ende der Welt – riesige Wassermassen trennen sie von den Sterblichen. Ein einsames Leben führt sie also, die Calypso. Kaum erstaunlich, dass sie sich in den Erstbesten verliebt, der des Weges kommt. Das ist Odysseus, der auf der Heimreise aus dem trojanischen Krieg Schiffbruch erleidet und, als einziger Überlebender des Unglücks, auf Calypsos Insel strandet. Die einsame Nymphe will den Helden danach verständlicherweise nicht mehr ziehen lassen, jahrelang hält sie ihn auf ihrer Insel fest. Erst auf Befehl des Zeus versorgt sie ihn mit Baumaterial für ein Floss, damit er sich endlich auf den Heimweg machen kann.

Leider lassen die griechischen Mythen offen, warum Calypso so allein auf einer Insel lebt. Vielleicht ist diese Frage zu modern – als Nymphe ist Calypso ein Naturgeist, der auf Ogygia wohnt, und damit Basta. Manche Forscher betrachten sie als Göttin des Todes, gar als Personifikation des Todes, also als den Tod selbst. Ihr Name, der von kalyptein kommt, dem griechischen Wort für verbergen, scheint darauf hinzuweisen.

Auch Calypsos Abstammung ist nicht eindeutig geklärt. Manche sehen sie als Tochter des Titanen Atlas mit einer unbekannten Göttin an, manche als Tochter der Meeresgötter Okeanos und Thetys. Letztere Eltern würden Calypsos Beliebtheit als Name für Schiffe und Boote erklären. Jacques Cousteau war ein Vertreter dieser Herkunft, er benannte sein Forschungsschiff nach der einsamen Nymphe.